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Woran scheitern IT Projekte wie Mebis?

Pünktlich zum Lockdown und zum Start des Distanzlernens wurde die gebeutelte Lernplattform Mebis wieder auf den Prüfstand gestellt – und versagte prompt. Nicht das erste Mal, das Mebis für Unmut sorgt – schon im ersten Lockdown und beim Einstieg in den Distanzunterricht lief die Plattform nicht rund, seitdem war aber doch einiges an Zeit zum Nachbessern.

Dass kurz vor dem Lockdown doch noch für viele Schüler vom verpflichtenden Distanzunterricht auf das freiwillige Distanzlernen umgestellt wurde, zeugt nicht gerade vom Vertrauen des Kultusministeriums in die Zuverlässigkeit von Mebis. So ist der Distanzunterricht nur noch für rund 570.000 Schüler verpflichtend, anstatt für rund 1,7 Millionen. Dem Ansturm war Mebis trotzdem nicht gewachsen.

Problem Datenschutz?

Klar, potentiell 1,7 Millionen Nutzer sind kein Pappenstiel – die Infrastruktur muss entsprechend ausgelegt sein. Aber mal ehrlich, das bekommen viele große Anbieter auch in den Griff, wie viele Videokonferenzen laufen wohl bei Zoom parallel? Wie viele Nutzer kaufen parallel bei Amazon ein? Wie viele Emails werden gerade per GoogleMail verfasst?

Auch wenn diese (US-)Anbieter gerne von Datenschützern aufs Korn genommen werden haben sie doch einen großen Vorteil – die Anwendungen funktionieren zuverlässig.

Nicht zuletzt deswegen gibt es aktuell immer mehr Schulen, die für Videokonferenzen und Distanzunterricht beispielsweise auf Microsoft Teams setzen – zwar auch ein US-Unternehmen, aber eins mit Rechenzentren in Europa.

Das soll nicht heißen, dass Datenschutz ein Problem für die Entwicklung einer Anwendung ist. Gefühlt wird bei Projekten wie Mebis aber dieser Part in den Vordergrund gestellt und schränkt die Flexibilität der Entwickler von Anfang an ein.

Auch beim Betrieb setzt man auf Datenschutz – warum läuft Mebis sonst auf Servern des „IT-Dienstleistungszentrum des Freistaats Bayern“ (Quelle Datenschutzerklärung Mebis Online Portal Stand 16.12.2020) und nicht in einer skalierbaren Cloud-Lösung? Cloud-Systeme wie Amazon Web Services, Google Cloud oder Microsoft Azure könnten mit der Anzahl der Anfragen locker zurechtkommen und nach dem Lockdown reduziert man die Serverkapazität und spart Kosten.

Die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit sind wichtig, sollten aber nicht die Funktion von wichtigen Anwendungen behindern.

Planung

Bei staatlichen Projekten wollen viele mitreden und der Anforderungskatalog für eine Plattform wie Mebis ist sicherlich sehr umfangreich. Bereits 2014 wurde die Plattform aus der Pilotphase gehoben und ab 2017 an zahlreichen Schulen eingeführt. Bis 2020 die Bewährungsprobe kam war also genug Zeit, die Plattform zu entwickeln und zu verbessern – sollte man meinen.

Wirtschaftliche Projekte werden nach den Anforderungen des Nutzers entwickelt – was nicht funktioniert wird nicht gekauft. Bei Projekten der öffentlichen Hand fehlt diese „Kontrollinstanz“. Die Entwicklung läuft oft nach Vorgaben von Menschen, die mit dem fertigen Produkt nicht in Berührung kommen, geschweige denn damit arbeiten müssen.

Kosten und Profit

Klar, an Mebis wird kein Geld verdient – und da steckt letztendlich auch ein Teil des Problems. Jede Firma, die seit Jahren ein Produkt entwickelt, muß irgendwann Profit einfahren – der dann auch der Motor für weitere Entwicklung ist. Auch die Bezahlung der Projektverantwortlichen ist in der freien Wirtschaft meist mit attraktiven Boni an den Projekterfolg geknüpft – das schafft natürlich Anreize.

Fazit

Letztendlich muß jede Software wachsen und jedes Projekt im Verlauf weiter entwickelt werden – die Agilität ist aber bei profit-getriebenen Projekten deutlich höher als bei Projekten der öffentlichen Hand. Das liegt in meinen Augen zum Teil an den Anforderungen, die viel juristisches Regelwerk und politisch motivierte Vorgaben enthalten. Zum anderen darin daß die Entwickler und Projektleiter nicht aus den Vollen schöpfen können, sondern (beispielsweise durch Datenschutzanforderungen) in der Wahl der Mittel eingeschränkt sind. Im Falle von Mebis wäre eventuell ein Dienst wie Cloudflare ein probates Mittel um mehr Stabilität ins System zu bekommen – ist nur leider wieder ein Drittanbieter mit Sitz außerhalb der EU 🙁

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